Wir sind Juden aus Breslau

Ein Kinofilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies

Kurzbiographien der Protagonisten
Wir sind Juden aus Breslau

Ascher, Abraham

Ascher, Abraham

Geboren 1928 in Breslau. Der US-amerikanische Historiker erlebte als Kind die Verfolgung der Breslauer Juden. Vor dem Novemberpogrom 1938 gelang es seinem Vater, in die USA auszuwandern. Im Sommer 1939 wanderte Abraham Ascher mit seiner Mutter zunächst nach England aus. Im August 1943 erreichten sie die USA. Familie Ascher ließ sich in New York nieder. Abraham Ascher studierte Geschichte und promovierte in Europäischer Geschichte an der Columbia University. Er arbeitete viele Jahre als Geschichtsprofessor an der City University of New York. 2006 veröffentlichte er eine Pionierstudie zu der Geschichte der Breslauer Juden in den Jahren 1933–1941. Abraham Ascher lebt heute in New York.


Lasker-Wallfisch, Anita (geb. Lasker)

Lasker-Wallfisch, Anita (geb. Lasker)

Geboren 1925 in Breslau. Die Cellistin ist eine der letzten Überlebenden des Frauenorchesters von Auschwitz-Birkenau. Im April 1942 wurden ihre Eltern in das Durchgangsgetto Izbica im Distrikt Lublin deportiert. Höchstwahrscheinlich wurden sie in einem der Vernichtungslager Bełżec oder Sobibór ermordet. Anita Lasker verblieb in Breslau mit ihrer Schwester Renate. Wegen illegaler Widerstandstätigkeit und Hilfeleistung für französische Kriegsgefangene sowie Fluchtversuche aus Breslau wurde sie im September 1942 verhaftet und ins Breslauer Gefängnis gebracht. Ende 1943 wurde sie in das KZ Auschwitz deportiert, kurz darauf wurde auch ihre Schwester Renate in das Lager verschleppt. Die Musikerin kam in Auschwitz in die von Alma Rosé geleitete Lagerkapelle. Im November 1944 wurde sie mit ihrer Schwester in das KZ Bergen-Belsen verschleppt. Dort erlebte sie im April 1945 die Befreiung durch die britischen Truppen. 1946 wanderte sie nach London aus. 1949 begründete sie das English Chamber Orchestra. Anita Lasker-Wallfisch spielte weltweit auf Konzerten und lebt heute in London.


Heyman, Eli (Eliyahu)

Heymann, Eli (Eliyahu)

Geboren 1926 in Breslau. 1940, als 14jähriger Junge ging er auf die »Hachschara« in Ahrensdorf, wo er eine landwirtschaftliche Ausbildung erhielt. Dort wurden jüdische Jugendliche auf ihre Auswanderung nach Palästina vorbereitet. Nachdem 1941 die Ausbildungsstätte in Ahrensdorf aufgelöst wurde, musste Eli Heymann bis Frühling 1943 in Neuendorf bei Berlin auf einem Gut Zwangsarbeit leisten. Im April 1943 wurde er von dort in das KZ Auschwitz deportiert. Bis zur Liquidierung des Lagers musste er dort schwere Zwangsarbeit leisten. Im Januar 1945 bei der »Evakuierung« von Auschwitz gelangte ihm die Flucht. Eli Heymann erlebte die Befreiung durch die Rote Armee und emigrierte kurz danach auf illegalem Wege nach Palästina. Er lebt heute in Jerusalem.


Adler, Esther (geb. Ascher)

Adler, Esther (geb. Ascher)

Geboren 1924 in Breslau. Nach dem Novemberpogrom 1938 ging sie in das »Hachschara-Lager« in Altona-Blankenese, um sich auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Im April 1939 wanderte Esther nach Palästina aus. Zunächst besuchte sie eine religiöse Mädchenschule in Jerusalem. Später zog sie in ein Kibbuz bei Haifa und arbeitete zuerst in der Landwirtschaft und dann als Kindergärtnerin. 1947 besuchte sie ihre Eltern in den USA, die noch rechtzeitig Breslau verlassen konnten, und ließ sich dort nieder. In New York absolvierte sie das Jüdisch-Theologische Seminar und arbeitete als Hebräischlehrerin sowie Bildungskoordinatorin für den »Jewish National Fund«. Sie lebt in der Nähe von Boston.


Bikales, Gerda (geb. Bierzońska)

Bikales, Gerda (geb. Bierzońska)

Geboren 1931 in Breslau. Sie stammt aus einer polnisch-jüdischen Familie. Im Herbst 1937 kam sie in die Breslauer jüdische Schule, die jedoch in der Pogromnacht 1938 zerstört wurde. Als Kind erlebte sie die Verfolgung der Breslauer Juden. Der Vater Victor Bierzoński verließ Breslau am 8. August 1938. Er kam via Amsterdam in die USA und ließ Frau und Tochter allein zurück. 1939, dank der Unterstützung eines chilenischen Juden, gelangten Gerda und ihre Mutter ins Ausland. Sie flohen durch mehrere europäische Staaten. Im November 1946 konnten sie von Cherbourg/Frankreich in die USA ausreisen. Gerda Bikales machte einen Masterabschluss in »Social Welfare« und arbeitete in öffentlichen Einrichtungen. Sie lebt in New Jersey.


Laqueur, Walter

Laqueur, Walter

Geboren 1921 in Breslau. Der US-amerikanische Historiker besuchte das Breslauer Johannes-Gymnasium. Im November 1938, kurz vor dem Pogrom, gelang ihm die Auswanderung nach Palästina. Dort erlebte er den Zweiten Weltkrieg und den Israelischen Unabhängigkeitskrieg. Seine Eltern, die in Breslau zurückblieben, wurden in das Durchgangsgetto Izbica bei Lublin deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Bełżec ermordet. In Israel begann er, als Journalist zu arbeiten. 1955 verließ er Israel und ging nach London. Von 1964 bis 1993 war er als Direktor der Londoner Wiener Library tätig. Er hatte zahlreiche Geschichtsprofessuren inne: u. a. an der University of Chicago, Harvard University, Brandeis University, Tel Aviv University und Georgetown University in Washington DC. Walter Laqueur lebt heute in Washington, D.C.


Lewy, Guenter

Lewy, Guenter

Geboren 1923 in Breslau. Im März 1939 emigrierte er in das britisch verwaltete Palästina. 1942 schloss er sich der Britischen Armee an und kämpfte in der »Jüdischen Brigade«, u. a. in Italien. 1946 zog er in die USA und studierte am City College of New York, anschließend promovierte er an der Columbia University. Er lehrte als Politikwissenschafter am Smith College und am Amherst College der University of Massachusetts. Guenter Lewy lebt heute in Washington, D.C.


Rosenberg, Max (Yermiyahu) & Pinchas

Rosenberg, Max (Yermiyahu)

Max Rosenberg wurde 1923 in Breslau geboren. Er und sein Bruder Pinchas (s.u.) sowie ihre jüngere Schwester wuchsen in einem religiös-orthodoxen Elternhaus auf und besuchten eine jüdische Schule in Breslau. Ihren Eltern gelang es vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, Max und Pinchas mit der »Jugend-Alija« nach Palästina zu schicken. Ebenfalls konnte ihre jüngere Schwester mit einem der »Kindertransporte« nach England emigrieren. Ihre Eltern wurden im März 1943 von Breslau aus in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.
Max und Pinchas gelangten, nach einer über drei Monate langen Fahrt, über Rumänien nach Palästina. Ihr Schiff wurde durch die Briten gefangen genommen und die Brüder in das Gefängnis in Atlit geschickt. Nach ihrer Entlassung schloss sich Max der israelischen Armee an und kämpfte im israelischen Unabhängigkeitskrieg. Die Brüder leben heute in Israel: Max in Petach Tikva und Pinchas in Jerusalem.


Rotenberg, Mordechai

Rotenberg, Mordechai

geboren 1932 als Manfred Rotenberg in Breslau. Sein Vater, ein in Warschau geborener chassidischer Gelehrter, besaß in Breslau die »Buchdruckerei Rotenberg«. 1939 gelang es der Familie Rotenberg aus Breslau zu fliehen. Über Jugoslawien gelangten sie nach Triest und von dort aus mit einem Schiff nach Tel Aviv. Mordechai Rotenberg nahm als Jugendlicher am israelischen Unabhängigkeitskrieg teil. Er studierte Soziologie und Psychologie an der Hebräischen Universität und lehrte in Berkeley und New York. An der Hebräischen Universität in Jerusalem wurde er zum Professor der Psychologie und Religion berufen. Professor Mordechai Rotenberg wurde 2009 für sein soziales Engagement mit dem renommierten Israel-Preis ausgezeichnet. Er lebt heute in Jerusalem.


Nossen, Wolfgang

Nossen, Wolfgang

Geboren 1931 in Breslau. Sein Vater wurde 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Da seine Mutter Ende der 1930er-Jahre zur evangelischen Religion zurückkehrte, konnte sie zunächst ihre Kinder vor der Deportation schützen. Im Frühjahr 1945 gelang es der Familie Nossen in Breslau unterzutauchen. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945, lebte er mit seiner Mutter und Schwestern im Versteck. Im Herbst 1945 zog Wolfgang Nossen mit seiner Familie nach Erfurt. 1948 wanderte er nach Israel aus und nahm am Unabhängigkeitskrieg teil. Wolfgang Nossen kehrte nach Deutschland zurück und stand von 1995 bis 2012 der jüdischen Gemeinde in Thüringen vor. Er lebt heute in Erfurt.


Rosenberg, Max (Yermiyahu) & Pinchas

Rosenberg, Pinchas

Pinchas Rosenberg wurde 1921 in Breslau geboren; zwei Jahre später, 1923, kam sein jüngerer Bruder Max zur Welt. Beide Brüder, sowie ihre jüngere Schwester, wuchsen in einem religiös-orthodoxen Elternhaus auf und besuchten eine jüdische Schule in Breslau. Ihren Eltern gelang es vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, Max und Pinchas mit der »Jugend-Alija« nach Palästina zu schicken. Ebenfalls konnte ihre jüngere Schwester mit einem der »Kindertransporte« nach England emigrieren. Ihre Eltern wurden im März 1943 von Breslau aus in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.
Max und Pinchas gelangten, nach einer über drei Monate langen Fahrt, über Rumänien nach Palästina. Ihr Schiff wurde durch die Briten gefangen genommen und die Brüder in das Gefängnis in Atlit geschickt. Nach ihrer Entlassung schloss sich Max der israelischen Armee an und kämpfte im israelischen Unabhängigkeitskrieg. Die Brüder leben heute in Israel: Max in Petach Tikva und Pinchas in Jerusalem.


Lasker-Harpprecht, Renate (geb. Lasker)

Lasker-Harpprecht, Renate (geb. Lasker)

1924 in Breslau als eine von drei Töchtern des jüdischen Rechtsanwalts Alfons Lasker und dessen Ehefrau Edith, einer Geigerin, geboren. 1942 wurden die Eltern »in den Osten« deportiert und ermordet. Die Töchter kamen in ein Waisenhaus und mussten in einer Papierfabrik arbeiten. Bei einem Fluchtversuch wurde sie zusammen mit ihrer Schwester verhaftet, kam ins Gefängnis und schließlich 1943 in das KZ Auschwitz sowie nach Bergen-Belsen, wo die Schwestern am 15. April 1945 die Befreiung erlebten. Die Autorin und Journalistin arbeitete später bei der BBC in London, für den WDR in Köln und das ZDF in den USA. Seit den 1980er Jahren lebt sie in Südfrankreich.


Stern, Fritz Richard

Stern, Fritz Richard

Geboren 1926 in Breslau. Der US-amerikanische Historiker besuchte das Breslauer Maria-Magdalenen-Gymnasium. Im September 1938 gelang es seiner Familie, in die USA auszuwandern. Stern studierte an der Columbia University in New York Geschichte und promovierte dort 1953. 1963 wurde er dort zum ordentlichen Professor für Geschichte berufen. Bis auf Unterbrechungen wegen zahlreicher Gastprofessuren in den USA und im Ausland blieb er bis zu seiner Emeritierung in dieser Position. Sowohl in den USA als auch in Deutschland war er als angesehener Historiker und Experte der deutschen Geschichte geschätzt. Fritz Stern verstarb am 18. Mai 2016 in New York.


Toren, David (Klaus-Günther Tarnowski)

Toren, David (Klaus-Günther Tarnowski)

Geboren 1925 als Klaus-Günther Tarnowski in Breslau. Der Vater war Rechtsanwalt und wurde am frühen Morgen des 9. Novembers 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. David Toren verließ Breslau 1939 mit einem »Kindertransport« nach Schweden und gelangte von dort nach Palästina. Seine Eltern wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. David Toren lebte bis 1954 in Israel, danach zog er in die USA. Er ließ sich in New York nieder und wurde erfolgreicher Patentanwalt. David Toren lebt in New York.